Montag, 4. Januar 2010

Käßmann: "Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden..."

Aus der Neujahrspredigt von Margot Käßmann, der Ratsvorsitzenden der evangelischen Kirche in Deutschand, gehalten in Dresden:

"Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen. Vor gut zwanzig Jahren haben viele Menschen de Kerzen und Gebete auch hier in Dresden belächelt… "

Medienecho dazu:

SPIEGEL 04.01.2010 (hen/kgp/dpa/APD/ddp)
Bundeswehrverband kritisiert EKD-Ratsvorsitzende Käßmann
Erst empörten sich Politiker von Union und FDP, jetzt kritisiert auch der Bundeswehrverband die Afghanistan-Äußerungen von Margot Käßmann. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche habe mit ihrer Neujahrspredigt "neue Frustrationen für deutsche Soldaten" geschaffen.

SZ 04.01.2010 (Drobinski)
Kommentar
Mixa: egal, Käßmann: Skandal
Zwei unterschiedliche Kirchenleute kritisieren den Afghanistan-Einsatz. Doch während Bischof Mixa niemanden erregt, fallen die Politiker über Bischöfin Käßmann her.

SZ 04.01.2010
Kritik an Afghanistan-Einsatz
Westerwelle nimmt Käßmann in Schutz
Während die Regierung verschnupft auf die Äußerungen der Bischöfin reagiert, stellt sich der Außenminister hinter sie. Sie selbst fühlt sich missverstanden

SPIEGEL 05.01.2010 (hut/dpa)
Käßmann trifft Guttenberg zur Aussprache
Ihre kritischen Äußerungen zum Afghanistan-Einsatz sorgten für Empörung bei Politikern und Bundeswehr: Nun sucht Margot Käßmann, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, das Gespräch mit Verteidigungsminister Guttenberg.

BerlZ 06.01.2010 (Frank)
"Wir müssen die Logik des Krieges durchbrechen"
Bischof Ackermann stellt sich hinter Bischöfin Käßmann

ND 06.01.2010 (Agenturen/ND)
Guttenberg will darüber reden
Verteidigungsminister lädt Margot Käßmann zu Gespräch ein

BerlZ 08.01.2010:
71 Prozent für raschen Rückzug aus Afghanistan


AGF 08.01.2010
Kriegsskeptische Stimmen nehmen zu: Bischöfin Käßmann erfährt Unterstützung - Bundesregierung "tarnt und täuscht"
Dokumentiert: Pressemitteilungen des Bundesausschusses Friedensratschlag und der IPPNW