Mittwoch, 6. November 2019

„Herolde des Evangeliums“ widersetzen sich dem Vatikan


Die Tagespost, 5.11.2019
Herolde im Visier
Eine brasilianische geistliche Gemeinschaft widersetzt sich dem Vatikan.

Charakteristisch treten die Herolde in ritterlicher Tunika und Stiefeln auf. Militärischer Stil und ein Hang zur Repräsentation ließen schon länger Spekulationen in konservativen Kreisen ins Kraut schießen, ob nach den Franziskanern der Immakulata auch die aus Brasilien stammende Bewegung „Herolde des Evangeliums“ einer kommissarischen Leitung unterstellt würde.

Die Gemeinschaft lehnte nun die Einsetzung des am 29. September eingesetzten früheren Erzbischofs von Aparecida, Kardinal Raymundo Damasceno Assis, als kommissarischen Leiter aufgrund „fundamentaler Formfehler“ ab. So sehe sich die Gemeinschaft, anders als im Vatikan-Dekret beschrieben, als „private Vereinigung von Gläubigen“. Eine solche sei rechtlich unterschiedlich zu beurteilen. Darum sei das Dekret aus Rom ungültig.

Die aus einer Abspaltung von der brasilianischen Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Privateigentum (TFP) hervorgegangene Gemeinschaft sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Dem Gründer Joao Scognamiglio Clá Dias (80) wird sexueller Missbrauch von jungen Frauen des weiblichen Zweiges in mehreren Fällen vorgeworfen. Zudem sind verbotene Videoaufzeichnungen von Exorzismen veröffentlicht worden. Anlass für eine apostolische Visitation 2017 waren weiterhin der Leitungsstil, die Anwerbung und Ausbildung neuer Mitglieder sowie finanzielle Unregelmäßigkeiten. Mittlerweile interessieren sich auch die brasilianischen Behörden für die Vorgänge.

Clá Dias stammte, wie viele seiner Anhänger, ursprünglich aus der brasilianischen Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Privateigentum (TFP), einer katholischen Organisation, die sich vor allem dem antikommunistischen Kampf verschrieben hat. Zwei Jahre nach dem Tod des Gründers Plinio Correa de Oliveira wollte Clá, damals noch Laie, die Organisation in einen religiösen Orden umwandeln. Nachdem dieser Versuch scheiterte, verließ er die Organisation und gründete mit Getreuen 2001 die „Herolde des Evangeliums“, die als Internationale Vereinigung päpstlichen Rechts anerkannt wurde.

Anders als TFP gehören mit der Priestergemeinschaft Virgo Flos Carmeli auch Kleriker den Herolden an. Vier Jahre nach der Gründung wurden 15 Mitglieder zu Priestern geweiht, unter ihnen auch Clá Dias. Heute gehören 150 Priester zu den Herolden, wie der brasilianische Journalist Renato Murta De Vasconcelos schätzt. Der Gründer Clá Dias ist Ehrenkanonikus von Santa Maria Maggiore und Apostolischer Protonotar. Daneben gründete er auch einen weiblichen Zweig, die Vereinigung Regina Virginum. Sie haben inzwischen Mitglieder in mehr als 50 Ländern und ihre Zahl erreicht etwa 4 000 Gläubige.

Bis 2017 war Clá Dias Direktor der Herolde, wurde damals jedoch abgelöst, nachdem er des Missbrauchs eines Exorzismus beschuldigt wurde, den er ohne Erlaubnis des Bischofs durchführte. Daneben wurde ein Video eines Ordenskapitels bekannt, in dem ein Priester von einem Exorzismus berichtet, in dem der Name von Papst Franziskus, Jorge Bergoglio, fällt. Der damalige Obere Clá Dias, der sichtlich unter den Folgen eines Schlaganfalls leidet, sitzt mit im Raum. Der Priester berichtet: „Während des Exorzismus wurde der Dämon befragt, ob und wann Bergoglio sterben würde.“ Der Dämon soll geantwortet haben: „Das kann ich nicht sagen, aber es wird ein schrecklicher Tod sein.“ Abschließend wurden drei Flüche ausgesprochen, um den Tod des Papstes zu beschleunigen.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller blickt nach einem Besuch im Mai differenziert auf die Gemeinschaft und mahnt trotz der Vorwürfe, die Charismen der Gemeinschaft zu respektieren. Kardinal Müller berichtet der „Tagespost“, dass die jungen Leute auf ihn einen gesunden Eindruck machten. „Interna kenne ich nicht und man muss auch nicht den äußern Stil mögen, aber die Verschiedenheit der Charismen respektieren. Das Kriterium ist, ob dies der Kirche dient zum Aufbau des Leibes Christi und nicht, ob das nach dem Geschmack der Ordenskongregation in Rom ist. Die kirchlichen Oberen sind die Diener der Kirche im Namen Christi und nicht Herren, die die Kirche nach ihren Privatideen umgestalten dürfen, ohne Rücksicht auf ihre Untergebenen, deren Brüder sie sind.“ Kritisch merkt der Kardinal an, dass „niemand so autoritär ist wie die sich selbst lobenden Liberalen.“

 

Arautos do Evangelho não reconhecem decreto que institui Comissário Pontifício
REDAÇÃO CENTRAL, 20 Out. 19 (ACI-digital).- A Associação Privada de Fiéis de Direito Pontifício Arautos do Evangelho expressou neste 19 de outubro que não reconhecem como Delegado Pontifício de sua instituição o Cardeal Raymundo Damasceno Assis, renomado pelo Papa Francisco, pois “foi demonstrada a absoluta invalidez e inteira ilegalidade de tal Decreto” em razão de “erros fundamentais nele contidos”.

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Sonntag, 29. September 2019

Vatikan stellt „Herolde des Evangeliums“ unter Aufsicht

VaticanNews, 28.9.2019
Vatikan stellt „Herolde des Evangeliums“ unter Aufsicht
Der brasilianische Kardinal Raymundo Damasceno Assis wird in Zukunft über die neue geistliche Gemeinschaft „Herolde des Evangeliums“ wachen. Das hat die vatikanische Ordenskongregation am Samstag bekannt gegeben. 2017 hatte der Vatikan eine Untersuchung der in Brasilien gegründeten Vereinigung angeordnet.

Mit der Billigung von Papst Franziskus wird die internationale Gemeinschaft mit ihren beiden Zweigen, dem männlichen und dem weiblichen, unter Aufsicht gestellt. Angaben aus dem Vatikan zufolge kamen im Zug der Visitation eine Reihe von Mängeln ans Licht. Sie betrafen die Art der Leitung, den Lebensstil der Oberen, die Berufungspastoral, die Ausbildung neuer Angehöriger, die Verwaltung der Werke und die Beschaffung von Ressourcen.

Die „Herolde des Evangeliums“ sind eine internationale Gemeinschaft päpstlichen Rechts, die sich der Neuvangelisierung verschrieben hat. Ihr Angehörigen leben zölibatär in Häusern nach Männern und Frauen getrennt und tragen bei ihren Feiern braunweiße Gewänder im Stil mittelalterlicher Ritter. Papst Johannes Paul II. hatte die Vereinigung, der Kleriker und Laien angehören, 2001 als erste geistliche Bewegung des dritten Jahrtausends kirchlich anerkannt. Die beiden daraus entstandenen Gesellschaften des apostolischen Lebens erhielten die päpstliche Anerkennung 2009 im Pontifikat von Papst Benedikt XVI.

Entstanden in Brasilien
Der Gründer der „Herolde des Evangeliums“ ist der brasilianische Priester João Scognamiglio Clá Dias. Er gehörte zuvor der brasilianischen traditionalistischen katholischen Vereinigung TFP (Tradition, Familie und Eigentum) an, die sich später aufspaltete. Aus dem unabhängig gewordenen Zweig entstanden die „Herolde des Evangeliums“.

Wie in ähnlich gelagerten Fällen verstehe sich die Entscheidung des Heiligen Stuhls, die Gemeinschaft unter Aufsicht zu stellen, nicht als Strafe, sondern als Hilfestellung zur Lösung von Schwierigkeiten, hieß es aus dem Vatikan.

Eigenen Angaben zufolge ist die Vereinigung in 78 Ländern der Welt vertreten und umfasst vorwiegend junge Menschen. Zwar legten die Mitglieder keine Gelübde ab, sie versuchten aber, die drei evangelischen Räte Keuschheit, Armut und Gehorsam „in all ihrer faszinierenden Reinheit zu praktizieren“, heißt es auf der Webseite der „Herolde des Evangeliums“.


Kathpress, 28.9.2019
Vatikan: Kommissarische Leitung für "Herolde des Evangeliums"
Papst beauftragte Kardinal Assis mit kommissarischer Leitung der aus Brasilien stammenden geistlichen Bewegung
Vatikanstadt (KAP) Der Vatikan hat die aus Brasilien stammende geistliche Bewegung "Herolde des Evangeliums" einer kommissarischen Leitung unterstellt. Wie der Vatikan am Samstag mitteilte, beauftragte Papst Franziskus damit den früheren Erzbischof von Aparecida, Kardinal Raymundo Damasceno Assis. Die Entscheidung folgt einer gut zweijährigen Untersuchung der 2001 gegründeten Gemeinschaft.

Anlass für die im Juni 2017 begonnene Visitation waren unter anderem Unzulänglichkeiten beim Leitungsstil, bei der Anwerbung und Ausbildung neuer Mitglieder sowie finanzielle Unregelmäßigkeiten. Durchgeführt wurde die Untersuchung von der vatikanischen Ordenskongregation in Zusammenarbeit mit der Behörde für Laien, Familie und Leben.

Die 2001 gegründeten "Herolde des Evangeliums" (Arautos do Evangelho) sind eine Vereinigung päpstlichen Rechts. Ihre zölibatär lebenden Mitglieder widmen sich nach eigener Aussage der Neuevangelisierung, also der Verkündigung der christlichen Botschaft in eher säkularem Umfeld. Äußerlich erkennbar sind sie an braun-weißen Kutten, die mit einem rot-weißen Lilienkreuz auf der Brust an mittelalterliche Ritter erinnern.

Gründer der Herolde ist der Brasilianer Joao Scognamiglio Cla Dias (80). Cla Dias war in Brasilien lange in der traditionalistisch-katholischen "Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Privateigentum" aktiv. Anfang Juni 2017, kurz vor Beginn der vatikanischen Untersuchung, trat er von seinem Amt als Generaloberer zurück.

Aus der ersten Gemeinschaft gingen 2009 zwei zusätzliche Zweige hervor: die Gesellschaft klerikalen apostolischen Lebens "Virgo Flos Carmeli" sowie die Gesellschaft weiblichen apostolischen Lebens "Regina Virginium". Für die kommissarische Leitung dieser beiden Zweige stehen Kardinal Assis der Weihbischof von Brasilia, Jose Aparecido Goncalves de Almeida, und die brasilianische Ordens-Generaloberin Marian Ambrosio zur Seite.

VEJA, 10/10/2019
EXCLUSIVO: o depoimento que fez Vaticano intervir nos Arautos do Evangelho
Práticas heterodoxas como ordenações de sacerdotes sem formação e exorcismos no nome do fundador chamaram a atenção de Roma

Die Aussagen, die den Vatikan zur Intervention bei den Herolden des Evangeliums veranlassten
Heterodoxe Praktiken wie Priesterweihen ohne Ausbildung und Exorzismen im Namen des Gründers zogen die Aufmerksamkeit Roms auf sich. 

Seit Ende September steht die brasilianische katholische Gruppe "Herolde des Evangeliums" unter der Leitung des Vatikans. Dies ist das Ergebnis eines 2017 eingeleiteten Ermittlungsverfahrens. Der Auslöser war die Verbreitung eines Videos, in dem Mitglieder der Gruppe heterodoxe Exorzismus-Rituale durchführen, die sich von den von der katholischen Kirche genehmigten Ritualen unterscheiden. In dem Dokument, das der Heilige Stuhl am 28. Dezember letzten Jahres veröffentlichte, heißt es, dass die Gründe für die zahlreichen Besuche Roms in der Zentrale der Herolde und ihren Zweigstellen in Brasilien sowie für die Entscheidung, bei dieser katholischen Vereinigung zu intervenieren, unter anderem in "Mängeln im Regierungsstil, im Leben der Ratsmitglieder, in der Berufungspastoral, in der Ausbildung neuer Berufungen und in der Verwaltung (...)" liegen. Aus all diesen Gründen hat der Vatikan einen Kardinal bestimmt, der die Arbeit der Herolde begleitet.

VEJA hatte exklusiven Zugang zu dem Zeugnis eines ehemaligen Mitglieds der Herolde des Evangeliums, das in den Akten der vom Heiligen Stuhl geförderten Untersuchung auftaucht und das zusammen mit anderen Berichten, die die wichtigsten Punkte des Zeugnisses bestätigten, zu dem Eingriff in die Gruppe führte. Die Heralds wurden 2001 von dem Brasilianer João Scognamiglio Clá Dias - bekannt als Monsignore João Clá - mit päpstlicher Genehmigung gegründet. Die Gruppe, die sich durch ihren braun-weißen Habit mit einem großen Kreuz auf der Brust auszeichnet, das an die Kostüme mittelalterlicher Ritter erinnert, ist aus der alten Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Eigentum (TFP) hervorgegangen, einer rechtsextremen traditionalistischen Bewegung, die 1960 in São Paulo von Plinio Corrêa de Oliveira gegründet wurde.

In der Erklärung, die dem Vatikan übergeben wurde, erzählt der Ordensmann, dass die Verkünder des Evangeliums zwar öffentlich einige für die TFP typische Symbole und Aktivitäten (darunter die heftigen öffentlichen Kampagnen gegen den Kommunismus) aufgegeben und Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (wie die Messe vor den Gläubigen und in der Landessprache anstelle von Latein) und den Gehorsam gegenüber dem Papst akzeptiert hätten. Aber dennoch hat die Bewegung einen stark ultrakonservativen Tenor, der die Figur eines jeden Papstes - insbesondere Franziskus - ablehnt und übermäßig an den Figuren des Gründers Plinius (PCO) und Monsignore João Clá Dias (MJC) selbst hängt, der als der wahre Papst gilt. "Am Tag des Konklaves, bei dem Franziskus gewählt wurde, am 13. März 2013, lud MJC seinen Klerus ein, an diesem Ereignis live in seiner Privatwohnung in São Paulo teilzunehmen. Als das Ergebnis bekannt gegeben wurde, war die Reaktion von ihm und allen Anwesenden äußerst unangenehm und angewidert und kommentierte, dass der Auserwählte, "Bergoglio", "noch schlimmer" als Johannes XXIII. und Paul VI. sein würde", sagt der Ordensmann, der behauptet, dass Clá Dias nie die Autorität von Johannes Paul II. oder Benedikt XVI. akzeptiert habe.

Sonntag, 6. Januar 2019

Papst Benedikt XVI. empfing die Herolde

Benedikt XVI. empfängt die Herolde des Evangeliums am 13.4.2018

 I Tre Amori Bianchi, 5.1.2019
Benedetto XVI riceve gli Araldi del Vangelo
Quando Benedetto XVI salì al Soglio Pontificio, i vincoli che gli Araldi del Vangelo e il loro fondatore avevano con il Successore di San Pietro diventarono indissolubili. In recenti visite a lui in Vaticano, è stato possibile confermare la forza di questa unione di persone e di missione.

Als Benedikt XVI. den päpstlichen Thron bestieg, wurden die Bande zwischen den Verkündern des Evangeliums und ihrem Gründer und dem Nachfolger des Heiligen Petrus unauflöslich. Bei unseren jüngsten Besuchen im Vatikan konnte er sich von der Stärke dieser Verbindung von Mensch und Mission überzeugen.