Zusammenfassung verschiedener Beiträge auf der Website von UNHCR (UN-Flüchtlingskommissariat)
Zusammengestellt von Julius Potzmann im Feber 2009
In Öffentlichkeit und Politik kommt "die Asyl-Frage" oft sehr einfach daher – nämlich in Form von Schlagworten und Vorurteilen. Dass diese dann von manchen PolitikerInnen immer wiederholt werden, macht sie nicht zutreffender.
Niemand entscheidet sich freiwillig dafür, alles aufzugeben, seine Heimat zu verlassen, eine lange gefährliche Reise auf sich zunehmen und in einem fremden Land um Asyl anzusuchen. Das entscheiden andere für ihn.
Hier einige der gängigen Vorurteile.
Verschleppen Asylwerber das Verfahren?
Über Flucht, Folter, Todesangst redet man nicht auf Knopfdruck. Oft verzögern auch Behördenfehler das Asylverfahren. So wird jeder dritte echte Flüchtling erst von der zweiten Instanz anerkannt.
Alle Asylwerber wollen nur nach Österreich
Alle Asylsuchenden wollten nach Österreich, wird von vielen in der Politik suggeriert.
Die Alpenrepublik hat in der Vergangenheit große Verdienste als Aufnahmeland erworben, Stichwort Ungarnkrise, Stichwort Balkankriege.
Der Einfluss des Umgangs eines europäischen Landes mit Asylsuchenden auf das Fluchtverhalten von Menschen draußen in der Welt ist geringer als von der Politik oft behauptet. "Die meisten Flüchtlinge fliehen innerhalb ihrer Herkunftsregion. Auf der Flucht kann man nicht wählerisch sein. Es geht vor allem darum, an einen sichereren Ort zu kommen", erklärt Schönbauer.
Das Statistische Jahrbuch von UNHCR zeigt: 86 Prozent der asiatischen Flüchtlinge bleiben auf ihrem Kontinent, 83 Prozent der Afrikaner in Afrika, 83 Prozent der Flüchtlinge aus Lateinamerika und der Karibik bleiben in ihrer Region.
Wie kann man Österreich für Asylwerber "unattraktiv machen"?
Österreich sei reich und attraktiv, aber mit strengen Gesetzen könne man das Interesse an diesem "Zielland" senken, die Asylantragszahlen niedrig halten. Das behaupten nicht nur einzelne Oppositionspolitiker und Meinungsbildner seit Jahren, sondern auch Mitglieder von Regierungen.
Es gibt keinen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Asylgesetzen und –praxis einerseits und neuen Asylanträgen andererseits. Gesetzesnovellen in einem mitteleuropäischen Land beeinflussen die großen Fluchtbewegungen weltweit nicht. Kommen mehr Asylsuchende nach Europa, kommen zumeist auch mehr nach Österreich.
Wer Schutz vor Verfolgung sucht, fragt nicht danach, ob ein Land attraktiv oder nicht attraktiv ist, er/sie will zunächst einmal überleben. Denn Flucht ist nie freiwillig.
Wer illegal über die Grenze kommt, kann ja nur ein Schwindler sein.
Eine legale Einreise ist aus vielen Gründen oft nicht möglich:
- Nur wenige Flüchtlinge können ihre Flucht vorbereiten und eine reguläre Reise in einem Reisebüro buchen.
- Ein verfolgter Mensch, dem seine Heimat keinen Schutz bieten kann, der kann selten von seinen Heimatbehörden die entsprechenden Papiere für eine reguläre Ausreise bekommen.
- Wer plötzlich fliehen muss, kann sich vertrauenswürdige Fluchthelfer oft nicht aussuchen. Er oder sie nimmt die Hilfe, die es gibt. Oft sind es Schlepper, deren Gewalt Asylsuchende in eine Zwangslage bringt.
Will also ein Mensch in ein Land fliehen, wo er die Sprache (oder alte Freunde) kennt und eine leichtere Integration erwartet, dann versucht er oft, dorthin unbemerkt zu kommen und erst dort einen Asylantrag zu stellen. Keiner dieser konkreten Gründe für das Queren einer grünen Grenze widerspricht möglichen Fluchtgründen. Im Gegenteil: Gerade 'echte' Flüchtlinge, die aus ihrem Leben gerissen werden und um ihr Überleben bangen, nehmen oft aus Verzweiflung und Eile Wege, die auf den ersten Blick düster erscheinen mögen.