Sonntag, 29. September 2019

Vatikan stellt „Herolde des Evangeliums“ unter Aufsicht

VaticanNews, 28.9.2019
Vatikan stellt „Herolde des Evangeliums“ unter Aufsicht
Der brasilianische Kardinal Raymundo Damasceno Assis wird in Zukunft über die neue geistliche Gemeinschaft „Herolde des Evangeliums“ wachen. Das hat die vatikanische Ordenskongregation am Samstag bekannt gegeben. 2017 hatte der Vatikan eine Untersuchung der in Brasilien gegründeten Vereinigung angeordnet.

Mit der Billigung von Papst Franziskus wird die internationale Gemeinschaft mit ihren beiden Zweigen, dem männlichen und dem weiblichen, unter Aufsicht gestellt. Angaben aus dem Vatikan zufolge kamen im Zug der Visitation eine Reihe von Mängeln ans Licht. Sie betrafen die Art der Leitung, den Lebensstil der Oberen, die Berufungspastoral, die Ausbildung neuer Angehöriger, die Verwaltung der Werke und die Beschaffung von Ressourcen.

Die „Herolde des Evangeliums“ sind eine internationale Gemeinschaft päpstlichen Rechts, die sich der Neuvangelisierung verschrieben hat. Ihr Angehörigen leben zölibatär in Häusern nach Männern und Frauen getrennt und tragen bei ihren Feiern braunweiße Gewänder im Stil mittelalterlicher Ritter. Papst Johannes Paul II. hatte die Vereinigung, der Kleriker und Laien angehören, 2001 als erste geistliche Bewegung des dritten Jahrtausends kirchlich anerkannt. Die beiden daraus entstandenen Gesellschaften des apostolischen Lebens erhielten die päpstliche Anerkennung 2009 im Pontifikat von Papst Benedikt XVI.

Entstanden in Brasilien
Der Gründer der „Herolde des Evangeliums“ ist der brasilianische Priester João Scognamiglio Clá Dias. Er gehörte zuvor der brasilianischen traditionalistischen katholischen Vereinigung TFP (Tradition, Familie und Eigentum) an, die sich später aufspaltete. Aus dem unabhängig gewordenen Zweig entstanden die „Herolde des Evangeliums“.

Wie in ähnlich gelagerten Fällen verstehe sich die Entscheidung des Heiligen Stuhls, die Gemeinschaft unter Aufsicht zu stellen, nicht als Strafe, sondern als Hilfestellung zur Lösung von Schwierigkeiten, hieß es aus dem Vatikan.

Eigenen Angaben zufolge ist die Vereinigung in 78 Ländern der Welt vertreten und umfasst vorwiegend junge Menschen. Zwar legten die Mitglieder keine Gelübde ab, sie versuchten aber, die drei evangelischen Räte Keuschheit, Armut und Gehorsam „in all ihrer faszinierenden Reinheit zu praktizieren“, heißt es auf der Webseite der „Herolde des Evangeliums“.


Kathpress, 28.9.2019
Vatikan: Kommissarische Leitung für "Herolde des Evangeliums"
Papst beauftragte Kardinal Assis mit kommissarischer Leitung der aus Brasilien stammenden geistlichen Bewegung
Vatikanstadt (KAP) Der Vatikan hat die aus Brasilien stammende geistliche Bewegung "Herolde des Evangeliums" einer kommissarischen Leitung unterstellt. Wie der Vatikan am Samstag mitteilte, beauftragte Papst Franziskus damit den früheren Erzbischof von Aparecida, Kardinal Raymundo Damasceno Assis. Die Entscheidung folgt einer gut zweijährigen Untersuchung der 2001 gegründeten Gemeinschaft.

Anlass für die im Juni 2017 begonnene Visitation waren unter anderem Unzulänglichkeiten beim Leitungsstil, bei der Anwerbung und Ausbildung neuer Mitglieder sowie finanzielle Unregelmäßigkeiten. Durchgeführt wurde die Untersuchung von der vatikanischen Ordenskongregation in Zusammenarbeit mit der Behörde für Laien, Familie und Leben.

Die 2001 gegründeten "Herolde des Evangeliums" (Arautos do Evangelho) sind eine Vereinigung päpstlichen Rechts. Ihre zölibatär lebenden Mitglieder widmen sich nach eigener Aussage der Neuevangelisierung, also der Verkündigung der christlichen Botschaft in eher säkularem Umfeld. Äußerlich erkennbar sind sie an braun-weißen Kutten, die mit einem rot-weißen Lilienkreuz auf der Brust an mittelalterliche Ritter erinnern.

Gründer der Herolde ist der Brasilianer Joao Scognamiglio Cla Dias (80). Cla Dias war in Brasilien lange in der traditionalistisch-katholischen "Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Privateigentum" aktiv. Anfang Juni 2017, kurz vor Beginn der vatikanischen Untersuchung, trat er von seinem Amt als Generaloberer zurück.

Aus der ersten Gemeinschaft gingen 2009 zwei zusätzliche Zweige hervor: die Gesellschaft klerikalen apostolischen Lebens "Virgo Flos Carmeli" sowie die Gesellschaft weiblichen apostolischen Lebens "Regina Virginium". Für die kommissarische Leitung dieser beiden Zweige stehen Kardinal Assis der Weihbischof von Brasilia, Jose Aparecido Goncalves de Almeida, und die brasilianische Ordens-Generaloberin Marian Ambrosio zur Seite.


Religion.orf.at, 30.09.20219
Kommissarische Leitung für „Herolde des Evangeliums“
Der Vatikan hat die aus Brasilien stammende geistliche Bewegung „Herolde des Evangeliums“ einer kommissarischen Leitung unterstellt. Die 2001 gegründeten „Herolde des Evangeliums“ (Arautos do Evangelho) sind eine Vereinigung päpstlichen Rechts.

VEJA, 10/10/2019
EXCLUSIVO: o depoimento que fez Vaticano intervir nos Arautos do Evangelho
Práticas heterodoxas como ordenações de sacerdotes sem formação e exorcismos no nome do fundador chamaram a atenção de Roma

Die Aussagen, die den Vatikan zur Intervention bei den Herolden des Evangeliums veranlassten
Heterodoxe Praktiken wie Priesterweihen ohne Ausbildung und Exorzismen im Namen des Gründers zogen die Aufmerksamkeit Roms auf sich. 

Seit Ende September steht die brasilianische katholische Gruppe "Herolde des Evangeliums" unter der Leitung des Vatikans. Dies ist das Ergebnis eines 2017 eingeleiteten Ermittlungsverfahrens. Der Auslöser war die Verbreitung eines Videos, in dem Mitglieder der Gruppe heterodoxe Exorzismus-Rituale durchführen, die sich von den von der katholischen Kirche genehmigten Ritualen unterscheiden. In dem Dokument, das der Heilige Stuhl am 28. Dezember letzten Jahres veröffentlichte, heißt es, dass die Gründe für die zahlreichen Besuche Roms in der Zentrale der Herolde und ihren Zweigstellen in Brasilien sowie für die Entscheidung, bei dieser katholischen Vereinigung zu intervenieren, unter anderem in "Mängeln im Regierungsstil, im Leben der Ratsmitglieder, in der Berufungspastoral, in der Ausbildung neuer Berufungen und in der Verwaltung (...)" liegen. Aus all diesen Gründen hat der Vatikan einen Kardinal bestimmt, der die Arbeit der Herolde begleitet.

VEJA hatte exklusiven Zugang zu dem Zeugnis eines ehemaligen Mitglieds der Herolde des Evangeliums, das in den Akten der vom Heiligen Stuhl geförderten Untersuchung auftaucht und das zusammen mit anderen Berichten, die die wichtigsten Punkte des Zeugnisses bestätigten, zu dem Eingriff in die Gruppe führte. Die Heralds wurden 2001 von dem Brasilianer João Scognamiglio Clá Dias - bekannt als Monsignore João Clá - mit päpstlicher Genehmigung gegründet. Die Gruppe, die sich durch ihren braun-weißen Habit mit einem großen Kreuz auf der Brust auszeichnet, das an die Kostüme mittelalterlicher Ritter erinnert, ist aus der alten Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Eigentum (TFP) hervorgegangen, einer rechtsextremen traditionalistischen Bewegung, die 1960 in São Paulo von Plinio Corrêa de Oliveira gegründet wurde.

In der Erklärung, die dem Vatikan übergeben wurde, erzählt der Ordensmann, dass die Verkünder des Evangeliums zwar öffentlich einige für die TFP typische Symbole und Aktivitäten (darunter die heftigen öffentlichen Kampagnen gegen den Kommunismus) aufgegeben und Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (wie die Messe vor den Gläubigen und in der Landessprache anstelle von Latein) und den Gehorsam gegenüber dem Papst akzeptiert hätten. Aber dennoch hat die Bewegung einen stark ultrakonservativen Tenor, der die Figur eines jeden Papstes - insbesondere Franziskus - ablehnt und übermäßig an den Figuren des Gründers Plinius (PCO) und Monsignore João Clá Dias (MJC) selbst hängt, der als der wahre Papst gilt. "Am Tag des Konklaves, bei dem Franziskus gewählt wurde, am 13. März 2013, lud MJC seinen Klerus ein, an diesem Ereignis live in seiner Privatwohnung in São Paulo teilzunehmen. Als das Ergebnis bekannt gegeben wurde, war die Reaktion von ihm und allen Anwesenden äußerst unangenehm und angewidert und kommentierte, dass der Auserwählte, "Bergoglio", "noch schlimmer" als Johannes XXIII. und Paul VI. sein würde", sagt der Ordensmann, der behauptet, dass Clá Dias nie die Autorität von Johannes Paul II. oder Benedikt XVI. akzeptiert habe.